Verehrte Netzbenutzer
Ein rasendes Geschick will es, daß die Stränge der Zeit sich in ihrem unermeßlichem Gang durch den Kosmos über meinem Haupte verdichten, mir zu bedeuten, es sei mithin wieder an mir, das geschwätzige Wort an Sie zu richten. Das trifft sich im Moment ein bißchen unglücklich, weil ich nämlich gerade Urlaub habe; das heißt, die Woche, die ich zu kommentieren habe, ist eine, in der ich mich gerade in Italien aufhalte und mich der Erkenntnis des Weltgeschehens in einem Zustand ausgemachter Katatonie vorenthalte. Wiewohl ich jetzt noch in Wien bin, - heute, indem ich das schreibe, ist der 6. Juli, - freue ich mich schon sehr darauf, mein synaptisches Geflecht weitgehend zu entnetzen und meinen Sprachtrakt bis auf "Möchtest du auch noch einen Kaffe? - Gut, dann nehmen wir bitte noch zwei!" (Den Urlaub verbringen meine Freundin und ich nämlich gemeinsam) und "Zahlen, bitte!" zu karenzieren. Da diese beiden Rumpfsemantismen ( ich hätte schwören können, daß mir das Rechtschreibeprogramm diese Wortschöpfung anstreicht) erwiesenermaßen gut ausreichen, um in touristisch erschlossenen Teilen Italiens ein bis zwei Wochen nett zuzubringen, zur Erörterung komplexerer Sachverhalte, wie zum Beispiel "NATO- Osterweiterung" oder "Spannungen beim Gipfel der EU - Außenminister" kein sonderlich brauchbares Beschreibungs- und Bewertungswerkzeug sind, einerseits, eine solcherart angestellte Analyse des Weltgeschehens, so karg sie auch ausfallen würde, meinen Urlaubsort nie verließe, ("Darf ich bitte einmal nach Wien telephonieren, ich muß nämlich meine Sicht der Dinge, die sich letzte Woche zugetragen haben, ins Internet einspeisen" - Ist eben Bestandteil des karezierten Sprachtraktes) andererseits, bitte ich Sie um Nachsicht, daß ich willkürlich Zuträgnisse aus Wochen kommentiere, in denen ich das Geschehene in vermittelbaren Mustern kommentieren kann.
Mike Tyson zeigt vor einem amüsierten Publikum seinen Sinn für Sprachspielereien, indem er die reverse Bedeutung des Begriffs "Zahnschutz" vorführt.
Der Mensch ist auf dem Mars gelandet. Also natürlich nicht ein Mensch, sondern irgendwelche Gerätschaft als materielle Manifestation und kleines Hallo einer Gattung, die ihre Finger von nichts lassen kann, was den Eindruck erweckt, man könne dort ins Eck brunzen und ein Revier markieren. Die Erkenntnisse und die daraus resultierenden Schlüsse sind überraschend und den Fuhrpreis von, wie ich mir sagen habe lassen, umgerechnet Einskommafünf Milliarden Schilling allemal wert; Es ist am Mars ziemlich ungastlich! - Na, schau! Das bißchen Atmosphäre besteht überwiegend aus Gasen, die kranke Kühe an schlechten Tagen furzen, die Temperaturen sind weit abseits dessen, was die Klimaanlage des Jahres in "Schöner Wohnen" gerade noch derhustet, und die am Mars eintreffende ultraviolette Sonneneinstrahlung würde Bräunungswillige in recht kurzer Zeit platzen lassen wie Popcorn. - Und der Mars, das sollte auch einmal gesagt werden dürfen, liegt ein bißchen ungünstig. Das wäre ja alles von eher bescheidenem Belang, stellte der Mensch (vorhin erwähnte Gattung) nicht Überlegungen an, den Mars zu bevölkern. Man könne, so wird gelauthalst, durchaus, wenn auch unter einigem Aufwand, auf dem Mars eine atembare Atmosphäre schaffen. - Da muß ich was verpaßt haben; mein letzter Stand ist der, daß die Atmosphäre auf unserer Erde obzwar vorhanden schon ein bißchen löchrig und grundsätzlich reparaturbedürftig ist. Das haben wir also schon wieder im Griff, der Waldbestand und die damit verbundene Sauerstoffproduktion ist soweit letztgültig gesichert, sodaß wir uns der Begrünung anderer Planeten widmen können! Das ist für mich doch ziemlich überraschend. Es wäre für mich wahrscheinlich ein bißchen weniger überraschend, hätte ich nicht den Verdacht, daß großartige Probleme, die einer großartigen Lösung bedürfen lediglich dazu erfunden werden, um von wirklichen Problemen, die einer eben wirklichen Lösung bedürfen, abzulenken.
Und ich übe schon einmal Kaffee bestellen.