Das neue Programm
Ich (zügig, fast artifiziell) : Es ist ja interessant, daß das Nichts in der Anschauung verschiedener Philosophischer Schulen........ Oder ist es Ihnen lieber, wenn wir nicht gleich so drauflosbrettern, so ohne Kennenlernen, also ich würde das verstehen, eigentlich wär mir das ja auch lieber, aber ich wollt´s halt einmal gleich von Anfang an richtig krachen lassen. - Gleich mitten ins Thema und Zack! Nicht Freund noch Feind schonen und durch! - So als Versuch halt. Aber vielleicht machen wir es eher gemütlich.- Bei einem Programm ohne Titel hätte das schon irgendwie gepaßt, - das Nichts in der Anschauung verschiedener philosophischer Schulen, - hätt´ ich mir schon vorstellen können. Wahrscheinlich ein bißl abstrakt, ich mein, was ein Vorsokratiker glaubt, was übrigbleibt, wenn man eine Null abschält, gibt wuchtelmäßig ja auch eher wenig her.
( Diesseitig, echt) Das ist eigentlich überhaupt kein guter Anfang, das mach ich am besten gleich noch einmal. Ich setz mich da hin, (Sessel und Tisch wie bei DB)und fang überhaupt noch einmal an. Das mit dem Nichts und, " gleich ins Thema oder doch nicht, wie hätten Sie es denn lieber?" war nur so eine Idee, die paßt zwar einigermaßen, aber ich hab den Anfang dann umgeschrieben. Der Anfang jetzt ist nicht so dramatisch, - mach´ ma´s so, oder mach´ ma´s so? - der Anfang ist auch übersichtlicher, ich setz´ mich daher und sammle mich und geb´ Ihnen Gelegenheit, sich zu freuen, daß wir doch diesen Anfang machen und nicht den vorigen. Der Anfang jetzt ist gut, da müssen Sie sich auch nicht entscheiden, ob Sie´s lieber zügig hätten, oder doch mit einer kleinen Kennenlernrunde, - das machen wir ganz anders.- Wir haben hier eine leere Bühne, das Programm hat keinen Titel, und wir haben Zeit. - Wir fangen ganz von Null an. - Naja, Null ist vielleicht ein bißl schlecht, weil da sind wir ja fast schon wieder beim anderen Anfang, und der führt ja sicher zu einem anderen Programm; Wenn Sie das interessiert, können wir ja später einmal in das Programm mit dem anderen Anfang hinüberschauen. Vielleicht interessiert es Sie, wie Sie sich entschieden haben, - naßforsch oder gemütlich - Gut, aber wir sind jetzt in diesem Programm. Wir haben eine leere Bühne, die jetzt alles mögliche sein kann; (Was-weiß-ich - Geste) zum Beispiel eine entlegene Ecke in einem finnischen Industriehafen am achten Februar um zwei Uhr in der Früh. (Blackout, - Längere Pause) Also, die Temperatur müssen Sie sich noch denken, aber sonst, glaub´ ich, kommt das so ziemlich hin. (Kürzere Pause) Ist aber eher unergiebig. Jetzt sind die Finnen an sich schon recht schweigsam, also ich könnt´ jetzt gar nicht sagen, ob da jetzt nicht gerade der Hafenkapitän mit einem sturzbetrunkenen Vorarbeiter eine für finnische Verhältnisse ausgesprochen lebhafte Diskussion über Arbeitsmoral führt; da müßten wir auf jeden Fall noch eine Viertelstunde warten, ob wer was sagt. Also, das mit dem Industriehafen (Während dieses Satzes geht das Licht wieder an) ist nur eine Möglichkeit. Wir haben auch die Möglichkeit, diese Bühne eine Bürgerliche Wohnstube aus einem Ibsendrama sein zu lassen. (Lichtwechsel, ev. Museumsartig) Die paar grauenhaften Möbel sind rasch ausgedacht: Der Eßtisch, an dem der Vater seine wortlose Tyrannei für die Zeit des Mahles der schmallippigen Mutter überläßt, - jetzt gerade nicht, weil er sich im vorigen Akt erschossen hat - die schwere, häkeldeckchenbemützte Familienthruhe, die irgendein schreckliches Geheimnis birgt, - sowas wie parfümierte Briefe an den Hauslehrer - , weshalb sich die Mutter in zwei Minuten vor den Zug werfen wird, - also den Zug haben wir jetzt nicht im Bild, aber einen Zug kann man sich ja vorstellen - , den mächtigen Ohrensessel auf dem die Tochter des Hauses, die vor Beginn des Stücks ins Kloster gegangen ist, als Kind so gerne einmal gesessen hätte, und den überraschend zierlichen Schreibtisch, auf dem seit einem Jahr der Brief liegen sollte, von dem einzigen Sohn, der schon so lange aus der Fremdenlegion nichts von sich hören hat lassen. In der Küche nebenan verbrennt die Wildente, und das Dienstmädchen hat heute frei. - Ibsendrama eben. - Auch eine Möglichkeit.(Grundlicht)
Irgendwie bin ich in Experimentierlaune. Es könnte ja auch ein Straßencafe sein....(Unterbrochen von einer imaginären Person)
"Nein"
"Nein, ich spiel jetzt keine Figuren"
"Jetzt nicht"
"Weil ich jetzt ein Szenario suche oder entwerfe, in dem ich dann mein Programm spielen werde."
"Das ist nicht persönlich, das ist eine Straßenszene, und wenn du dich umschaust, spiel ich keinen."
"Ich will jetzt das Szenario beschreiben, ich will nicht dich beschreiben."
"Kumm!"
"Setz dich bitte irgendwo hin, bestell dir was, ich lade dich ein, und wenn es ins Stück paßt, werde ich dich spielen."
(Er setzt sich offenbar neben mich)
"Sag einmal, da sind vier freie Tische, mußt du......."
"Ja, aber eben irgendwo."
"Weil mich das nervös macht"
"Ja, aber ich sehe ich." (Resignierende Also-gut - Geste, dann ins Publikum)
"Eine Straßenszene......(Zu ihm) Sag, mußt du mich die ganze Zeit anstarren?"
"Ins Publikum"
"Naja, aber du wirst sie doch sehen."
"Dann mußt du dir den Augenkontakt halt vorstellen, vielleicht hilft dir das Publikum dabei, die müssen sich auch gerade eine Menge vorstellen."(Auffordernde Geste zu ihm, ins Publikum zu schauen, Blick ins Publikum, dann nette Na-oisdan- Geste zu ihm)
(Dritter-Anlauf-gemäße Schwere im Habitus)
"Eine Straßenszene,........(Zu ihm) Sag, was rauchst du da?"
"Du kannst mich jetzt schon anschauen."
"Ja. Rauchst du das, was ich glaube, daß du rauchst?"
"Nein, es ist nicht wegen mir, mir ist das wurscht, es geht um das Szenario."
"Um die Szene, die Szene heißt nicht - Festnahme eines sonst sehr friedfertigen, aber leider in einem Straßencafe mit dem Betäubungsmittelgesetz in Konflikt geratenen Haschischrauchers."
"Auch nicht neben dem Straßencafe"
"Nein, wir sagen nicht, wir sind halt in Amsterdam."
"Weil ich kein Holländisch spreche."
"Den hätt ich auch nicht gespielt, das war nur eine Finte, der Hafen ist seit drei Jahren stillgelegt, dort gibt es keinen Hafenkapitän"
"Rezession, die allgemeine wirtschaftliche Lage, Sprachprobleme, was weiß ich, such dir was aus."
"Gut, und wieso Sprachprobleme?"
"Na, ich werde doch nicht für die eine Wuchtel anfangen, finnisch zu lernen, und dann versteht´s keiner."
"Richtig, das sind Sprachprobleme."
"Ich will jetzt nicht in den Hamburger Hafen, ich will jetzt meine Straßenszene entwerfen. Such den Augenkontakt mit dem Publikum, und laß mich mein Szenario entwerfen."
"Dann mußt du halt, - weiß ich nicht - intensiver dreinschauen. Bemüh dich!"
(Ins Publikum, dann aber mit einer gewissen "Moment!"- Geste zu ihm)
"Sag, wieso weißt du eigentlich etwas von dem finnischen Industriehafen?"
"Du kannst mich jetzt wieder anschauen."
"Sag, schaust du so ins Publikum?"
"Das ist nicht intensiv, du schielst."
"Na, wenn ich dir sag."
"Es sind auch nicht mehr geworden."
"Ja, aber das funktioniert nicht."
"Weil es nur eine optische Täuschung ist, aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, daß ich dir das jetzt erklären kann."
"Sei jetzt nicht eifersüchtig, ich spiel niemand anderen, du siehst mich nur doppelt, weil du mich anschielst."
"Ja, nur wir zwei. Und die Straßenszene. - Also, wenn´s dann is."
"Von mir aus, aber, wenn du ausgeraucht hast, mach ich die Szene im Straßencafe."
"Wieso weißt du was von dem finnischen Hafen?"
"Was heißt Alles?"
"Du kannst doch nicht alles wissen. Wenn ich dich jetzt um die Blutfettwerte von irgend einem x-beliebigen Zuschauer frage,.......oder irgend etwas, was ich nachprüfen kann."
"Was ist eure Seite und unsere Seite?"
"Diese Geschichte hat (Bißchen nachdenken - Erkenntnis) zwei Seiten, das ist richtig, und auf eurer Seite (Ins Publikum) Entschuldigung, ich bin gleich wieder bei Ihnen, ich muß nur kurz etwas mit (Tja- Geste) der anderen Seite besprechen. (Zu ihm) Und auf eurer Seite weißt du alles?"
"Das heißt, ich hätte das Programm gar nicht schreiben müssen, da hätt ich einfach dich fragen können?"
"Und warum nicht?"
"Das heißt, ich kann dich erst auf der Bühne, wenn ich das Programm schon spiele, fragen, wie´s weitergeht?"
"Jetzt is ein bißl ein schlechter Zeitpunkt."
"Erstens weiß ich es ja, also das meiste - hoffentlich zumindest, und zweitens werden die Leute wahrscheinlich bald ein bißl unruhig, wenn ich Betriebsinterna bespreche mit jemandem, den es gar nicht gibt."
"(Ehrlich) Entschuldigung, mit jemand, den es momentan nur auf eurer Seite gibt."
"Entschuldige, das war, ich mein, auf unserer Seite sieht man dich halt nicht."
"Ich bin auf.......gute Frage, auf welcher Seite bin ich eigentlich?"
"Wie siehst du das, auf welch...."
"Aha, das ist interessant, das ist wahrscheinlich so. - Hast du fertiggeraucht? Fein, dann kann ich die Straßenszene also herräumen. Übrigens!, Wenn du von eurer Seite alles weißt, wieso weißt du dann nicht, daß öffentlich haschischrauchen verboten ist?"
"Echt nicht?"
"Und wieso weiß ich das dann nicht?"
"Hör zu, ich glaube, daß die dramaturgischen Kniffe nur ich machen sollte."
"Weil dann halbwegs gewährleistet ist, daß ich nicht nach fünf Minuten Dialog mit jemandem, den außer mir niemand sieht, als Ergebnis dieses Dialoges als Depp dastehe, der sich nicht einmal in seinem eigenen Programm auskennt."
"Das ist mir sogar sehr wichtig."
"Schau, ich weiß nicht genau, was man auf eurer Seite unter Abenteuer versteht, ich könnte mir vorstellen, daß der Abenteuerbegriff bei euch ein bißl abstrakt gefaßt ist, für mich ist es Abenteuer genug, wenn ich in einem Hotelzimmer die Duschwassertemperatur einstelle; mehr Abenteuer brauch ich nicht. - Also bitte keine dramaturgischen Kniffe mehr, weil daß du zuerst nach Amsterdam gehen willst, um Haschisch zu rauchen, und sich zwei Minuten später herausstellt, daß du das gar nicht mußt, weil du es auf eurer Seite dieser Geschichte hier auch darfst, ist dramaturgisch ein ziemlicher Unsinn."
"(Mit einem -na, toll!-Impetus) Aha! Und nur damit du dir besseres Haschisch kaufen kannst, als hier, schickst du mich nach Amsterdam, - auf eurer Seite! - Sag hörst du mir eigentlich beim Reden zu, ich befürchte, das klingt ziemlich verworren, wenn man bedenkt, daß außer mir dich.........(Blick nach hinten, zu einem imaginären Kellner) - Bitte? - (Ratloser Blick zu Typ - ferner: Willi - , dann wieder zu Kellner) Nein danke, im Moment nichts!"
(Zu Willi) "Ist der jetzt von dir, ein dramaturgischer Kniff, oder wie kommt der jetzt daher?"
"Aso, ja!, Straßencafe, richtig. Vielleicht hättest du doch ein bißl länger rauchen sollen,(Ihm beipflichtend) was - richtig - keinen Unterschied gemacht hätte.(Kellner offenbar noch immer wartend, - ich zu Willi) Muß ich jetzt was bestellen?"
"Wie komm ich dazu? Das ist meine Straßenszene, und ich möchte mich da einmal heraushalten."
"Was (heißt) zu spät? Wann habe ich den Punkt verpaßt, an dem ich mich hätte heraushalten können?"
"Hör zu, früher oder später werden meine Eltern dieses Programm sehen, und, egal, ob sie dich dann hören oder sehen, ich möchte nicht, daß du mir dann erklärst, sie hätten sich einfach nie treffen dürfen, damit ich mich aus meiner kleinen Straßenszene heraushalten kann."
"Das ist wurscht! Dann stell dir einfach vor, ich hätte dich nicht gefragt."
"Und wo ist das Problem dabei?"
"Interessant, ich hätte mir gedacht, daß es gerade auf eurer Seite ein bißchen mehr Spielraum gibt, was das betrifft, ob man sich was (Vom offenbar noch immer auf eine Bestellung wartenden Kellner unterbrochen, mit einem - pff, also, dann von mir aus- Habitus) Ein Cola, bitte. - (Zu Willi) ich (offen bar die Bestellung von Willi abwartend, dann zu Kellner) meines bitte ohne Eis! (Weiter zu Willi) - Also: Ich wollte eine kleine Straßenszene entwerfen, ohne großes Tamtam, eine kleine, nette Szene, und nicht eine Determinismusdebatte abhandeln, bei der der Terminator ums Eck schaut."
" Terminator!, Das ist ein Film, habt ihr kein Kino, auf eurer Seite?"
"Aso, ja, ist logisch, ich kann mir jetzt gerade ja auch nicht zuschauen."
"Ja, na beim Teminator geht´s darum, daß ein Kind nicht geboren hätte werden dürfen, damit die Zukunft nicht anders verläuft, als sie im andern Fall geworden wäre. - Also grob. Es geht dann noch mehr ins Detail, aber ungefähr so mit sehr aufwendigen Spezialeffekten passiert das. Spezialeffekte ist klar? - Immer, wenn auf eurer Seite was in die Luft fliegt, oder explodiert, dann ist das ein Spezialeffekt, sowas sieht man auf unserer Seite gern, frag mich nicht warum. Es gibt dann noch einen zweiten Teil, der funktioniert so ähnlich, nur umgekehrt. Mords was eine Raubersg´schicht mit sagen wir erheblichem Verschleiß an Mensch und Material."
"(So wie - ja, schrecklich!) ja, Kino, eben."
"Und deshalb wäre es mir lieber, wenn du dir vorstellen könntest, daß ich dich nicht gefragt habe, wann ich den Zeitpunkt verpaßt habe, mich herauszuhalten."
"Was soll das für Auswirkungen haben? Du stellst dir einfach vor, daß irgend etwas nicht passiert ist, da wird bei euch doch nicht gleich das ganze System aus den Fugen geraten."
"Und bist du nicht wenigstens ein bissi neugierig?"
"Sieh es einfach als Abenteuer. Bitte!"
"Na, und, - nix is passiert!"
(Kellner hat mir offenbar etwas hingestellt; - Ich zu Kellner) "Was, bitte ist das?"
"Hab ich nicht bestellt! Außerdem ist die komplett verkohlt! (Zu Willi) Ist das jetzt, weil du dir eigenmächtig eine andere Vergangenheit vorgestellt hast?"
"No, bumm!, Hoffentlich ist nicht noch mehr passiert!; ich frag dich jetzt nicht, ob du das wieder rückgängig machen kannst."
"Ja, ist wahrscheinlich besser!"
(Zum Kellner) "Bitte nehmen Sie die Wildente wieder mit, und bringen Sie uns zwei Cola, eines mit und eines ohne Eis."
(Zu Willi) "Gibt´s bei euch jetzt überhaupt noch Cola, oder ist das jetzt auch durch dein - sagen wir - Imaginationsparadoxon......"
"Aso, na, gut."
"Naja, aber - Ewige Werte - hätt ich mir eigentlich anders vorgestellt."
"So, na, gut!"(Kleine Verlegenheit - jo, äh pfff, wos-mochma-jetzt-Habitus.)
(Ins Publikum) "Wir warten jetzt aufs Cola. - Und dann schaun wir wie wir weitermachen. - Die Straßenszene ist ein bißl durcheinandergeraten, das haben Sie ja gerade gesehen, also - gesehen.....Ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht doch finnisch lernen muß, Haha (Blick zu Willi, - sehr verunsichert) - oder? Nein! (Nach einer Schrecksekunde hat Willi offenbar - haha, is nur ein Spaß! - gesagt. - Ich sehr erleichtert) Ja, da kann er lachen , der Bub, das ist komisch!"
(Ins Publikum) "Sie werden das weitere Programm, von dem ich im Moment nicht weiß, wie es weitergehen wird, in deutsch sehen. (Zu Willi) Nein, ohne holländischen Akzent!"
(Eine beleidigte - pfau-na-geh!- Geste von Willi nachmachend) Nein, ein bißl was hab ich auch noch ...."
"Nein, ich hab dich jetzt nicht gespielt, ich hab dich nur nachgemacht; Wenn ich dich sp.....Danke!" (Kellner hat offenbar die zwei Cola gebracht.)
(Ich schau mein Cola an, schaue Willis Cola an, und bin ein bißchen angefressen) "Ich weiß nicht, auf welcher Seite der Wirklichkeit man sich aufhalten muß, damit man ein Cola ohne Eis bekommt, wenn man ein Cola ohne Eis bestellt. Oder ist das auch eine Auswirkung davon, daß du dir etwas vorgestellt hast, ...."
"Nicht!; das haben wir ja danach bestellt."
"Das ist bei euch einfach auch so"
(Ich setze an, die Eiswürfel mit den Fingern aus dem Glas zu holen, lasse es dann aber bleiben)
"Ich möchte mir die Finger jetzt nicht pickert machen! Am liebsten würd ich mir die Eiswürfel ja weg denken, aber das darf ich ja wahrscheinlich nicht, weil sonst wahrscheinlich bei euch......."
"Und dann passiert nix?"
"Ja, aber wo soll ich mir die jetzt hindenken?"
(Prüfender Blick auf Willis Glas)
"Dein Glas ist voll, wenn ich mir die Eiswürfel da hineindenk, patzt du dich an, und das will ich nicht."
"Ich weiß was!"
(Ich schaue das Glas an, - mein Trick hat offenbar funktioniert, - ein zufriedenes)
"So!"
(Ich zucke, - ein bißchen überrascht - zusammen, drehe mich nach hinten, wo jetzt der Kellner sein müßte, blicke aber in Bodenhöhe, und sehe ihm, während ich spreche, beim Aufstehen zu)
"Tschuldigung, das war..."
(Kellner geht offen bar beleidigt weiter. - Zu Willi, nach einer - Ui,-jetzt-ist-er-aber-grantig,-da-haben-wir-ihm-einen-schönen-Streich-gespielt,-hihi,-Geste)
"Wenn das nur immer so einfach wäre!"
(Ich zucke zusammen; der Kellner ist offenbar ein zweites Mal gestürzt)
(Zu Kellner - sehr echt)
"Entschuldigung! - da hinten muß noch einer liegen, ich hab nicht gewußt, daß das gleich sooo funktioniert. Also, dort hinten...."
(Zu Willi)
"Bei euch is lustig!"
"Ich lenk jetzt nicht ab, ich hab dich nicht gespielt, ich hab dich nur nachgemacht. Wenn ich dich spielen würde, müßt ich ja Platz wechseln. Auf unserer Seite. Dann kann man jemanden von eurer Seite auf unserer Seite sehen."
"Mit echtem Augenkontakt."
"Ja. Wenn du willst, obwohl, dramaturgisch macht das jetzt keinen Sinn, aber meine kleine Straßenszene ist eh schon zerfranst, also, wenn du willst, kann ich dich jetzt spielen."
"Und warum nicht?"
"Na, toll! - Ich hab gewußt, daß euer Abenteuerbegriff ein bißl abseitig ist. - Für dich ist es wirklich abenteuerlich, wenn du unsichtbar bleibst?"
(Willis - "Mhm!" - nachmachend)
"Mhm!"
(Gleich darauf eine - neinnein!-nur-nachgemacht-Geste)
"Aber; Wenn du wirklich bis Ende des Stückes unsichtbar bleiben willst, bedenke: Außer mir kann dich niemand sehen und hören."
(Willi singt offenbar sehr laut und falsch)
"Erstens, heißt das Massachusets, - And the lights all went down in Massachusets - , ich weiß nicht, wer soll der Meister Schuhfetz sein? Und zweitens, darüber möchte ich kurz mit dir reden; Das hör nur ich."
"Na, ob das grad so schade ist, weiß ich nicht."
"Wenn wir einen Dialog haben, wäre es dramaturgisch sinnvoll, wenn du dich eher kurz faßt"
(Sehr lange Pause, in der Willi offenbar sehr wortreich ein dramaturgisches Konzept entwirft, in dem er sehr wohl lange reden kann. - Ich höre wirklich interessiert zu, nicke eventuell und mache kleine - Mhms - und nippe zuhörend am Cola, danach)
"Ja, das könnten wir machen, aber ich glaube, es ist besser, wenn du dich einfach kurz faßt."
"Nenn es von mir aus dramaturgische Intuition. Vertrau mir."
"Darüber nachdenken ist ganz schlecht, weil da hör nicht einmal ich dich. Aber weißt was? Ich mach dir einen Vorschlag; du denkst darüber nach, und ich geh derweil ins andere Programm und schau, was dort los ist, und komm dann wieder."
(Währenddessen stehe ich auf und gehe Richtung Bühnenmitte)
"Das Nichts in der Anschauung verschiedener Philosophischer Schulen. Also damit hätte es anfangen sollen, wo es ist, weiß ich nicht. Bleibst du derweil hier?"
"Ja, ich komm zurück. Versprochen."
"Kannst du dir überhaupt was denken, wenn ich in einem anderen Programm bin?"
"Na, fein."
"Es ist auch - leiwand - mit dir zu spielen, heute ist es vielleicht ein bissi (Offenbar sagt Willi das Wort vor) - abenteuerlich, aber es...."
"Ja, also bis gleich"
(Ich gehe hinüber und wenn ich knapp über der Mitte bin, mit meinem ersten Wort zeitgleich ein harter Lichtwechsel)
...sondern mehrere auf einmal. Das ist aber natürlich nur für den interessant, der sie schon vorher gebraucht hat. - Aber das bringt uns ein bißl weit weg von der weniger naßforschen Version. Sie haben sich für die gemütliche Variante entschieden, mit erst kennenlernen, und das war bis jetzt ja eigentlich auch sehr schön. Sie müssen mir nachsehen, wenn ich da gerade ein bißchen abgeschweift bin, aber, wenn man so ins Plaudern kommt,....Naja, aber das mit kennenlernen, und ich erzähl ein bißl was von mir, und Sie erzählen ein bißl was von sich, das hat mir schon sehr gut gefallen. Sind ja ganz interessante Sachen, die bei sowas rauskommen können, vor allem dort drüben (Irgendwo ins vordere Viertel zeigen) Das hat mich sogar ein bißl überrascht. - Sie auch! Nicht? Sowas erlebt man in Gemeinschaft ja auch ganz anders. Oder wenn Sie an die Runde denken mit "Meine peinlichste Lüge", da war doch sicher auch etwas für die dabei, die sich jetzt noch nicht getraut haben, sich zu melden. Das können wir wenn Sie wollen, später gern noch einmal machen. Es sind ja auch Paare da. So, bei wem waren wir stehen geblieben? (Suchend ins Publikum blicken) Ich seh Sie leider so schlecht, das sollte man gar nicht glauben, wie wenig man von den Zuschauern von der Bühne aus sieht. Das können Sie sich vorstellen, wie wenn man auf einer stockfinsteren Straße von einem Auto mit Fernlicht angestrahlt wird und man soll sagen, wer in dem Auto sitzt. Also, wenn das in der Nähe von Hinterholz ist, und man dem Klang des Motors entnehmen kann, daß da zumindest zweihundertfünfzig PS in wenigstens fünf Litern Hubraum herumgurgeln, das schränkt den Kreis der Personen, die als Fahrzeuglenker in Frage kommen, deutlich ein. Aber im Normalfall, irgendwo, man schaut in die Scheinwerfer, und sieht einfach nicht, wer oder was dahinter ist. - Ich red eigentlich auf gut Glück zu Ihnen. - Da bin ich mir ja gar nicht so sicher, ob das nicht auch schon eine Lüge ist, wenn ich einfach so tu, als würde ich Sie sehen, obwohl das nicht stimmt. Aber wenn das eine Lüge ist, dann ist das doch eine fromme Lüge. Sie dürfen nämlich nicht glauben, daß es mir gleichgültig ist, wer dort hinten sitzt. Natürlich müssen Sie wissen, daß es unterm Strich so ist, weil ich Sie ja nicht sehen kann, aber glauben dürfen Sie es nicht. Das ist ein Teil meiner Aufgabe; Daß Sie etwas glauben, von dessen Gegenteil Sie leicht zu überzeugen wären. Das verleiht meinem Beruf so ein bißchen etwas Priesterliches: Ich behaupte Dinge, die zwar leicht zu widerlegen sind, die aber, wenn Sie sie glauben, die momentane Situation angenehmer machen. Wenn Sie mir glauben, daß es mir nicht gleichgültig ist, wer auf Ihrem Platz sitzt, dann fühlen Sie sich vermutlich besser aufgehoben, als wie wenn Sie wissen, daß, so leid mir das auch tut, es mir wurscht sein muß, wer jetzt genau auf Ihrem Platz sitzt, weil ich Sie ja nicht einmal sehen kann. Und eigentlich sind Sie ja auch hergekommen, um etwas zu glauben; das wären also leere Kilometer gewesen, wenn Sie jetzt auf Ihrem Wissen beharren. Glauben ist offenbar auch viel wertvoller als Wissen; das sieht man daran, daß der Glaube immer viel verbissener verteidigt wird, als das Wissen. In der Menschheitsgeschichte gibt es eindeutig mehr Glaubenskriege als Wissenskriege. Wenn man Massen bewegen will, dann geht das nicht, nur weil die etwas bestimmtes wissen, das geht nur, wenn die etwas bestimmtes glauben. Ich bin aber nicht in kriegstreiberischer Absicht hier, das wissen Sie. Es hat der Glaube ja auch durchaus positive Aspekte; Zum Beispiel kann man glauben, was man will. Wenn man aber etwas weiß, was einem nicht paßt, kann man eigentlich nicht viel dagegen tun, außer vielleicht, man glaubt das Gegenteil. Ich werde mich jedenfalls redlich und ehrlich bemühen, Sie glauben zu lassen, um bei diesem unverfänglichen Beispiel - Es ist mir wichtig, daß gerade Sie auf Ihrem Platz sitzen! - zu bleiben, ich werde mich bemühen, Sie glauben zu lassen, ........Bei den Proben war das übrigens sehr eigenartig, diese Stelle; Die Situation so wie jetzt, also Scheinwerfer auf die Bühne, der Saal verdunkelt, nur eben ohne Publikum. Und ich alleine auf der Bühne und rede mit Menschen, von denen ich weiß, daß sie nicht da sind, darüber, daß diese Menschen sich besser aufgehoben fühlen, wenn sie glauben, daß ich sie sehen kann, und dementsprechend etwas empfinde. Ziemlich bizarre Situation. Ich habe dann einen kleinen Trick angewandt; und hab einfach geglaubt, daß die Menschen da sind und das wirklich glauben. Das hat die Situation für mich weniger abstrus erscheinen lassen, und ich hatte ein besseres Gefühl beim Proben dieser Szene. Wenn das nicht funktioniert hätte, hätte ich diese Szene auch nicht gemacht. Das können Sie mir glauben. Natürlich können Sie auch glauben, daß ich die letzten paar Sätze über die Probensituation in den Text schon bei mir daheim am Schreibtisch hineingeschrieben habe, als von einer Probe noch lange keine Rede war, das entspricht sogar der Wahrheit, aber schöner ist die andere Version. Ja, aber das, da bin ich schon wieder abgeschweift. Ich komm immer vom Hundertsten ins Tausendste und verplauder mich, dabei hab ich ein Skriptum an das ich mich halten könnte. - Wir waren bei der Kennenlernrunde, die vorderen Sitzreihen haben wir grob durch, und dort hinten, wo ich Sie nicht mehr sehen kann, waren wir stehengeblieben. Laut Skriptum müßte ich Ihnen jetzt erzählen, daß ich Sie eigentlich gar nicht sehen kann, und daß Sie mir aber glauben sollten, daß ich Sie seh, und das führt dann zu einer Zeitschleife, bei der ich mir nicht überlegt habe, wie ich da wieder rauskomm. - War nur so eine Idee. (Wieder angestrengt ins Publikum schauen, als würde ich versuchen, im Dunkel jemanden zu erkennen) Ich glaube, wir brechen die Kennnenlernrunde hier einfach ab, erstens verzettel ich mich soundso dauernd, und außerdem müssen wir ja auch irgendwann zu Potte kommen. - Zu Potte kommen - Gefällt mir! Deutsch, sehr deutsch; - Komm zu Potte! - Das ist kein Wirt, der so heißt, also - Horst - wird in Norddeutschland freundschaftlich zu - Hotte - , Aber - Porst - heißt ja niemand. Dieser Pott, von dem da die Rede ist, ist das Behältnis, in dem sich offenbar der heiße Brei befindet, um den man nicht herumreden soll. Dieses Programm, das wir auf Ihre Anregung hin gemütlich begonnen haben, hat keinen Titel und dementsprechend ist auch das Thema: (Nach einer Geste, die gewöhnlich ein Statement einleitet, mit einem - jo-äh-pff-Impetus hängenbleiben, und dann wie mich selbst - echt - fragen) Worum geht’s? (Danach nicht dozierend, aber doch das Heft in der Hand habend) Das ist eine zentrale Frage. Das hätt ich natürlich als Programmtitel nehmen können, aber das war mir ein bißchen zu plakativ. Also, grundsätzlich ist es natürlich nicht falsch wenn etwas mit Plakaten beworben wird, wie zum Beispiel dieses Programm, daß man da plakativ zu Werke geht, da muß man kein dreijähriges Marketing-Seminar mit Gekreuzten Füllhaltern auf Goldener Ringbucheinlage abgeschlossen haben, um das zu wissen. - Das ist mir schon klar. Aber, wenn man ein Plakat sieht, auf dem ein Programm angekündigt wird, das keinen Titel hat, fragt man sich - vermute ich einmal - (Beim Plakat betrachte gespielt) Und,.....um wos geht’s? Das scheint mir die zweifellos elegantere Version. Außerdem habe ich den Anfang dann auch umgeschrieben, dazu hätte der Titel - Worum geht’s? - dann auch nicht mehr gepaßt, dann hab ich doch wieder mit dem alten Anfang weitergemacht, ....ich weiß gar nicht, irgendwo muß das Programm mit dem anderen Anfang noch sein, (Ev. leichter Blick zum Tisch) Würd mich direkt interessieren, wohin sich das entwickelt hat. Ich hab mir ja ins andere Programm die Möglichkeit hineingeschrieben, in dieses Programm herüberzuwechseln. - Da müßte ich ja umgekehrt die Möglichkeit auch haben. Vorausgesetzt, ich habe mir diese Möglichkeit in dieses Programm auch hineingeschrieben. (Kurz nachdenken) Ah!, Nein, genau! - Vorausgesetzt - hab ich dann ja wieder gestrichen; Es heißt also: Ich habe mir diese Möglichkeit in dieses Programm hineingeschrieben. Das ist gut. Zeitlich muß es passen, weil ich jetzt hier bin, und räumlich muß es auch auf dieser Bühne sein. Gut. Sie können mir folgen! Das ist wichtig; Da Sie auch jetzt hier sind, können Sie mir in das andere Programm, das ich für heute Abend für diese Bühne geschrieben habe, folgen. Gut, aber ich bin schon wieder abgeschweift. Wir waren bei der entscheidenden Frage - Worum geht’s? Eine entscheidende Frage und wie bei den Meisten entscheidenden Fragen, gibt es darauf keine entschiedene Antwort. - Gibt es einen Gott? - Durch die Kraft des Glaubens....(So wie bla, bla, bla)Tolle Antwort! - Wer hat die letzten Wahlen gewonnen? - Also, ideell.........Mhm! - Seh ich darin eigentlich zu dick aus? (Dabei sich ein bißchen drehen, wie vor dem Spiegel) - (Als Antwort ein säuerliches Sich Winden) Aber, daß wir auf manche Fragen keine Antworten bekommen, soll uns jetzt nicht trübsinnig machen. Das Fragen alleine ist schon sehr wichtig. Sehr gerne wirft sich der Mensch in die vergleichsweise schmale Brust, sich vom Tier zu unterscheiden. Das ist uns Zweibeinern ganz wichtig. Und je nach Weltbild werden verschiedene Dinge ins Rennen um den Prix Hominide geworfen. Entweder ist es - die Seele - , die uns angeblich aus der Masse von Lebensformen emporhebt, in den Auserwähltenstatus, den wir uns so gerne anmutmaßen, - Gibt es eine Menschliche Seele? - Wenn du daran glaubst,...... Also gut, aber der Beweis, daß die Menschen eine Seele haben, selbst,wenn er gelingt, macht es logischerweise erforderlich, zu beweisen, daß kein Tier eine hat. - Wird ein bißl schwer. Eher diesseitig orientierte Gemüter behaupten, der Unterschied zum Tier bestünde - in der Sprache. Es gibt aber in sehr vielen Tierarten ein gewisses Repertoire an Verhaltensmustern, die gezielt eingesetzt werden und so helfen, das Zusammenleben innerhalb einer Gruppe zu regeln, sodaß man sagen kann, diese Verhaltensmuster würden - verstanden - , was ein nicht unwesentlicher Aspekt von Sprache ist. Auch auf die Schrift brauchen wir uns nicht allzuviel einzubilden, weil ein - Büro mit Namensschild an der Türe - unterscheidet sich von einem mit Urin markiertem Revier fürs erste nur, weil es für uns besser riecht. Aber es gibt etwas, was den Menschen, so denke ich ganz wesentlich vom Tier unterscheidet. Es ist die Fähigkeit, Fragen zu stellen. In manchen Kulturen gilt, sich mit einer Frage zu beschäftigen, interessanterweise nicht die Beantwortung dieser Frage, nur das - Sich mit der Frage befassen - als eine Möglichkeit, in eine höhere Bewußtseinsebene zu gelangen. Ich erinnere in dem Zusammenhang an die Meditationsübung, die ich jetzt hoffentlich richtig zitiere - Welches Geräusch machen deine Fingernägel, wenn du mit ihnen über eine Schiefertafel kratzt? - Auch der Satz - Die Fragen hier stell ich! - weist den, der diesen Satz ausspricht nicht als unwissenden Tölpel aus, sondern als einen mit überlegenen Machtbefugnissen ausgestatteten Gesprächspartner. Tiere stellen keine Fragen. - Was, um Himmels Willen mach ich hier eigentlich?! - ist ein Frage, die sich Turnierpferde, ganz sicher nicht stellen. Oder (Geste: Stock nachschauen) - Warum schmeißt der Trottel den Steckn schon wieder weg, wo ich ihn doch gerade wieder gebracht habe?! - Ist eine Frage, die sich Hunde, obwohl sie allen Grund dazu hätten, nachweislich nicht stellen. Wenn in Ihrem Leben also manchmal die Antworten fehlen, aber die Fragen bleiben, dann sehen Sie das einfach als den Preis, den Sie dafür zu bezahlen haben, daß Sie der sind, der das Steckerl werfen kann, und der Hund der ist, der es ohne zu fragen immer wieder bringt. - Das müssen Sie jetzt natürlich bildlich sehen, weil an dem Umstand, daß Sie einem Hund ein Steckerl schmeißen können, ist ja im Grunde nichts Tröstliches, außer der Gewißheit, daß sich der Hund dabei keine Fragen über Ihren Geisteszustand stellt. Das ist übrigens auch etwas, was meinem Beruf so etwas Priesterliches verleiht; Daß ich so tröstliche Sachen sagen kann. Also, ich kann Ihnen keine Generalabsolution, ewiges Badewetter und eine Budgetsanierung versprechen, also versprechen kann ich’s schon, nur wird das für Sie wahrscheinlich nicht sehr tröstlich sein, - das müssen Sie mir sogar nicht einmal nicht glauben, damit das für Sie nicht tröstlich ist, -enttäuschter Glaube ist ja ganz bitter - ich nehme an, Sie werden ganz trocken und emotionslos wissen, daß ich diese Versprechen nicht einhalten kann.
Ich meine so kleine Tröstlichkeiten über das Menschsein.(Die folgenden zwei Aufzählungen werden mit bester, positiver Einstellung begonnen, entgleiten aber während des Redens ins Tragisch-Wirkliche) Also gut, Goldfische müssen seltener zum Zahnarzt als wir, Schildkröten können nicht dick werden, Eintagsfliegen haben keine Angst vorm Altwerden, Bandwürmer kriegen kein Sodbrennen, Schnecken - als Zwitterwesen - kennen keinen Geschlechterkampf, der Kuckuck kennt keinen Generationskonflikt, Hauskatzen müssen, wenn sie nicht wollen, überhaupt nichts tun, verlieren dauernd Haare und haben immer ein dichtes Fell, und Eßtische bekommen keine Krampfadern. - Da muß doch für uns auch irgend etwas drin sein. Also, gut wir müssen zum Zahnarzt, wir werden dick und wir werden alt, der Umgang mit dem jeweils anderen Geschlecht erweist sich nicht zuletzt durch das Dick- und Altwerden als zunehmend problematisch, jede Generation wendet sich von der vorangegangenen und der nachfolgenden verständnislos ab, und daß bei uns Menschen nur den Männern die Haare ausgehen, macht sie für die Frauen auch nicht grad schöner. Und in der Stunde der Wahrheit kann ein Eichenholztisch vielleicht nicht viel eleganter, aber sicher länger schwimmen als unsereins. - Also, das mit dem Eichenholztisch war jetzt vielleicht ein bißl ein Blödsinn, das stimmt zwar, aber es gibt in der Auflistung wesentlicher menschlicher Probleme wenig her. Das ist jetzt ein bißl weit hergeholt.(Im Habitus den Schulterschluß mit denen suchend, die das auch finden und über den Eßtisch jetzt eigentlich nichts mehr hören wollen, aber von diesem Thema nicht loskommend) Eßtisch! - Beim Synchronschwimmen würd so ein Eßtisch ganz schön blöd ausschauen! Von mir aus, er hat keine Krampfadern, aber die hat dort sonst auch niemand. Aber Haltungsnoten? - Pfff Nein, das mit dem schwimmenden Eichenholztisch war wirklich nicht notwendig! Ich mach uns da Gedanken über das Menschsein, und auf einmal treibt so ein Eßtisch vorbei. - Das ist nicht notwendig. - Und so oft schwimmen wir Menschen auch nicht, daß wir irgendwann auf die Idee kämen, mit einem Eßtisch um die Wette - Wer kann länger - schwimmen. Mit einer Hauskatze - Wer kann länger dem andern in die Augen schauen - das gibt es. - Mit einer Schildkröte um die Wette den Bauch einziehen, wahrscheinlich seltener, aber es kann durchaus passieren. Aber mit einem Eßtisch........Ich weiß nicht, das ist auch kein schönes Bild, wenn man sich das so vorstellt, - Ein schwimmender Tisch! - No? Das hat so gar nichts Würdevolles. Also, eine Schildkröte, die gerade versucht, den Bauch einzuziehen, ist jetzt auch nicht grad etwas, was der Michelangelo gerne Gemalt hätte, um dem Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle mehr Würde zu verleihen, das weiß ich schon. Aber die Vergeblichkeit des Versuches ist etwas, woraus man irgendwas beziehen kann. Aber grad so ein Tisch, wenn er wo schwimmt, weil er aus Holz ist und nicht untergehen kann, - Das gibt nix her, - nicht einmal, wenn man sich daneben im Wasser jemand vorstellt, der ertrunken ist, weil er nicht aus Holz ist. Das ist nicht ausbaufähig, das hat keinerlei metaphorischen Gehalt. Da ist nichts dabei, wo man sich denken könnt (Geste: ein herzerwärmtes - Hmmmmm! - )oder (Geste . - Bist-du-oag! - ) oder (Geste . Erkenntnisschub - Ach so! - ) oder irgendwas. Das ist einfach nur (Geste: absolut gelangweilte - nona - Kenntnisnahme). Also das mit dem Tisch im Wasser ist ein Blödsinn! Eichenholztische können länger schwimmen als Menschen. Punkt!, Aus! Das hat uns jetzt nicht länger zu beschäftigen; das ist ein Umstand, den man gelassen zur Kenntnis nehmen kann, ohne sich als Mensch jetzt minderwertig zu fühlen. Damit ist das Thema erledigt. Aus! Ich wollte Ihnen ja etwas Tröstliches sagen, und nicht, daß Sie im Schwimmen auf Dauer gesehen gegen Vollholzmöbel chancenlos sind. - Schwimmender Tisch! Pfff! Daran läßt sich kein Problem menschlichen Daseins dingfest machen. Gar nix! - Also, wenn Sie sich vorstellen, Sie sind die letzte überlebende Person einer Schiffskatastrophe und Sie sind eine Woche im Meer getrieben, und das letzte, was Ihr sterbendes Auge erblickt, ist ein vorbeischwimmender Tisch,.......man kommt sich vielleicht ein bißl blöd vor, und nicht einmal das erfährt jemand, - aber sonst? Da ist es sogar wurscht, ob Sie Krampfadern haben, oder nicht. Dem Tisch ist es sowieso wurscht, und bei Ihnen kann man nicht einmal mehr sagen: - Damit müssen Sie halt leben - .Also, gut, mit dem Tierreich brauchen wir uns nicht anzulegen, und bei Einrichtungsgegenständen sollten wir uns den Bewerb zumindest sehr sorgfältig aussuchen. Das kann man einmal so stehen lassen, aber damit möchte ich Sie nicht in die Pause gehen lassen. Das ist mir einfach zu karg. Ich hab’s ja eigentlich schon gern karg. Also jetzt nicht nur privat. Privat sogar eher weniger. Da darf´s auch schon einmal ein bißl üppiger sein. Also nicht übertrieben. Das war früher, ausgefallene Hobbys; Hubschrauberpolo auf der Privatyacht. - Das war halt ein bissi luxuriös, aber vor der ersten Steuererklärung hat man so Flausen. Jetzt hab ich mich da wieder ein wenig zurückgenommen. Ein kleiner Luxus, den ich mir jetzt noch leiste, ist das Zähneputzen in der Garage. Zum Zähneputzen hab ich mir eine Garage bauen lassen, da ist nix drin, außer einem Zahnbürschtel, einem Zahnputzbecher, einer Wasserleitung, und genügend Platz für zwei Autos. Also eigentlich schon irgendwie karg. Und zum Zähneputzen bestell ich mir dann zwei Taxis in die Garage, der eine Taxilenker bekommt dann mein Zahnbürschtel in die Hand, in das andere Taxi setz ich mich hinein, mach das Fenster auf, und streck den Kopf hinaus, und der Taxilenker muß dann sieben Minuten lang ganz vorsichtig vor und zurückfahren. - Damit könnt ich Sie in die Pause entlassen. Das ist jetzt ein bissi üppiger, das ist jetzt nicht grade was, was die Geschichte des Kostümfilmes in Zukunft entscheidend Prägen wird, aber es ist doch auf jeden Fall gefälliger und nicht ganz so karg wie die Geschichte mit dem Eichenholztisch. Vielleicht ist der Übergang in die Pause in dem anderen Programm noch ein bißchen kuscheliger. (Schritt ins andere Programm, - dementsprechend Lichtwechsel - ich bin ein ganz kleines bißchen verwirrt, setze mich auf meinen Sessel, so als stünde der andere Sessel noch da, und beginne mit einer zarten - Jo-äh-pff-Geste mit dem Publikum zu reden)
"Also, unser junger Freund ...."
(Unterbrochen von Willis Rückkehr - Zu dem sich offenbar eilig hinsetzenden Willi)
"Sag, wo warst du?"
"Schlechtes Timing, in einer Minute ist Pause. Oder ist auf eurer Seite in der Pause auch immer so eine Drängerei vorm Klo?"
"Aha. Na, ist auch wurscht, jetzt; Es geht jetzt eigentlich nur noch darum, etwas Gehaltvolles vor der Pause zu sagen, etwas, womit wir das Publikum in die Pause entlassen können. Sowas, wie.....(Unterbrochen von Willis Vorschlag)"
"Das ist zwar redlich, aber erstens ist es nicht wirklich gehaltvoll, und zweitens; Was sagst du den Frauen?"
"Na, weil die die Klobrille nicht hochklappen müssen, das wird bei euch, schätz ich ein mal nicht anders sein, als bei uns."
"Vielleicht fällt dir was anderes .......(Von Willis zweitem Vorschlag unterbrochen)"
"Das ist gut, das ist sogar sehr gut, aber das ist nur sinnvoll, wenn du es sagst."
"Ja, ich hab’s gehört, aber sonst niemand - (Ev. Ins Publikum) schade!"
(Im Abgehen mit Willi sprechen)
"Das ist wirklich schade, aber wenn ich das sage, dann..."
"Genau. Aber es ist wirklich gut. Da kann man nachher eigentlich nix mehr sagen. Also vor der Pause , nachher machen wir natürlich weiter"
"Klar, ich bin ja neugierig,....."
Pause
Zweite Hälfte
Zweiter Kellner (Aus GB, - ferner: Kellner): "Sogt´s, woit´s eich net east amoi hisetzn, bevuas bestöts? Sechts eh, es is grod Wechsl, I muaß die Station frisch übanehman, do san kane Oschnbecha ausgwexslt, ibaroi stengan nu die laan Glasln umanaunda, Nix is hergricht, bleibt wida ollas mia, und da Kollege is scho fuat! Miaßts eich nu a bißl geduidn midn bestöhn, tuat ma lad, oba dea hintaloßt ma jedesmoi so an Saustoi, und geht afoch, wäu er mit da Geschäftsführerin ........, oba guat, des geht mi jo nix au. (Nach hinten, Richtung Garderobe)Jo, i kumm glei, i kaun mi jo net biloziern (Zu uns, wie im Vertrauen) Des is, waunn ma auf zwa Plätz gleichzeitig is, des hob i aus an Kreuzworträsel. (wieder zu dem imaginären Gast Richtung Garderobe) I muaß do nua no (Wird offenbar von Willi abgewunken mit der Beteuerung, man sähe ihn nicht, alles Geplustere bleibt knirschend stecken, echt verunsichert, aber genauso, nur diesmal echt geplustert, zu Willi) Na, fräulich siecht ma mi,oder (Zu mir) spü i do gaunz umasunst?
Ich: Neinnein, man sieht dich......"
Kellner (Unterbricht mich sichtlich erleichtert): "Pfau, na, do bin i oba beruhigt, wäu i man ...."
Ich: "Darf ich das fertig erklären?"
Kellner: "Jo, Tschuidign, i red imma zvü, i waß eh, des is schrecklich, oba des is bei mir so a Oat , ..."(In diese kleine Atempause hinein versuche ich meine Erklärung anzubringen.)
Ich: "Der Kollege aus der vorigen Hälfte war unsichtbar, ..."
Kellner: "Jo, i waß a net, wo dea dauernd is, dauernd beschwern si die Gäst bei mia üba eam, I waß eh, oba i kaun a nix mochn, waunns noch mia gingat, i hätt eam scho ausseghaut oda sogma wenigstns zurechtgewiesn, wäu des is jo ka Oat, oba i bin do jo nua da Haaza. Die Geschäftsführerin hot de Haund auf eam, deswegn kaun i do jo nix sogn. Geschenke mochts eam; Jetzt hots eam a Uhr gschenkt, dabei hot dea goa net Gebuatstog, dea is a Zwilling. Fia wos dea a Uhr braucht, frog i mi; Beim haamgeh is ea überpünktlich, und waun ea kumman soi, sogt eh sie eam. - Dabei is die vaheirat! Unglücklich, woascheinlich. Guat i kenn ian Mau jetzt jo net so näher, i siech eam jo nur, waun ea´s ohoin kummt, waß i, so olle poa Wochn amoi. Oba ea is ....i waß net i glaub, mit dem is a net leicht; Des is a so a Hantiga und überhaupt keinen Humor! Mia haum maunchmoi so italienische Sochn auf da Koatn, so Nudln und Pasta, und er schaut si die Speiskoatn au und frogt mi (Schmallipig gespielt): - Was Sind denn Fussili?! - Hob i xogt: - Das sind ganz kleine Füße: - Woa ea glei gauz baumpert und hot xogt: - Das ist ein Witz! - Hob i xogt: - Jooooo! - Jetzt redt ea überhaupt nix mea mit mia. Na guat so oft siech i eam eh net. Na, guat, oba jetzt muaß i schaun, daß i mit meiner Station, mit meinem Rayon fiaranaundkumm. Setzt eich amoi hi, i bin gleich bei eich.
Ich (Dem Kellner nachschauend, zu Willi, der offenbar neben mir Platz nimmt): "Ich glaube, ich bin mit meinem dramaturgischen Konzept ziemlich alleine; du machst die Tarnkappennummer, und der Kellner will nicht einmal wissen, ...." (Offenbar von Willi unterbrochen)
"Das sind Teigwaren, so italienische..."
"Ja, deswegen heißen die auch nicht Fussili, sondern Fussili."
"Weil die Italiener fast alles auf der vorletzten Silbe betonen."
"Kaffee (Deutsch ausgesprochen) ist ein schlechtes Beispiel."
"Zeig her."
(Er hält mir die Speisekarte hin, ich lese)
"Das ist nichts Griechisches, Gorgonzolassos ist nur, wenn man es italienisch betont, griechisch. Das ist ganz normal Gorgonzolasoß."
" Ja, - Internationale Küche!"
"Sag mir lieber, wie´s weitergeht."
"Naja, ich weiß es nicht!, Wir sitzen in einem Straßencafe, und das ist nicht in Amsterdam. - Das ist alles, was von meiner Ausgangssituation übrig ist. Und daß wir nicht in Amsterdam sind, war auch schon nicht leicht."
"Na, immerhin. Und ich wollte eine kleine nette Geschichte entwerfen, nix Pompöses, so eine kleine, nette Geschichte."
"Ja. (Im Tonfall nicht vorwurfsvoll, sondern neutral bis so, daß es eine Liebeserklärung auch sein könnte)Und dann bist du gekommen, und alles ist anders. Auf einmal hat sich alles verändert, nur weil du da bist."
"Ja, ich weiß, wie das klingt."
"Nein, das mein ich aber nicht."
"So, wie ich es gesagt habe . Du bist gekommen und alles ist anders. Ich habe geglaubt, daß ich das alleine machen kann und du hast mir gezeigt, daß das nicht geht. Seit du da bist, hat sich alles für mich verändert, nichts ist mehr so, wie ich geglaubt habe, daß es ist oder wird. Irgendwie sind alle meine Pläne.....(Gefaßt) Und warum red ich auf einmal so, wie wenn ich dich meinen Eltern vorstellen möchte, weil wir uns im Urlaub kennengelernt haben? Siehst du, was du mit mir machst?- Mein Gott, das klingt ja schon wieder wie....."
"Nein!, Es ist nicht - Schon Gut - Zieh das jetzt bitte nicht ins lächerliche. Mir ist das jetzt sehr wichtig, und ich will das jetzt klären."
"Unser Verhältnis."
"Zueinander. Nicht miteinander ......"
"Was ist jetzt? - Ich weiß nicht, was es da blöde zum Grinsen gibt"
"Fällt dir eigentlich auf, daß ich hier ganz alleine eine nicht existente Ein-Personen-Beziehungskrise aufarbeite, und du grinst nur. Glaubst du, mir macht das Spaß? Ich wüßte mir auch etwas besseres anzufangen - Also, jetzt im Moment gerade vielleicht nicht - aber ..."
"Natürlich ist das eine, also, in dem Fall keine, aber Einpersonenbeziehungskrise."
"Na, schau dich an!"
"Tschuldigung, das war unglücklich formuliert, aber ich mein, Arbeitslosengeld wird ich für dich keines bekommen."
"Ja, schon, aber nur, weil ich arbeite; Wenn ich nicht arbeiten würde, dann schauert unsere ganze Beziehung ganz anders aus! Hast du dir das schon einmal überlegt?"
"Du kannst ruhig auch was sagen, daran bist du nämlich genauso beteiligt, da hast grade drauf bestanden!"
"Mein Gott, das mit dem Arbeitslosengeld, war ja nur ein Beispiel! Ich weiß ja, daß du arbeitest; ich bin ja dauernd dabei, und ich arbeite auch gern mit dir, jetzt sei nicht so .....ich weiß nicht, früher warst du nicht so, ich kann mich erinnern, daß wir früher einmal .........(Wieder gefaßt) Sag, wieso sag ich eigentlich dauern Sätze, die ich nicht sagen will?"
"Nein, das ist mein Stück."
"Weil ich es geschrieben habe, also, wollt ich zumindest, es ist aber dann,....naja, du warst ja dabei."
"Und jetzt ist es dein Stück?"
"Toll! Ich spiel in deinem Stück! Interessant! Und - nur weil es mich interessiert - Wie komm ich aus der virtuellen Beziehungsnummer wieder heraus?, Gibt’s da auch einen Text für mich?"
"Ja. Würd ich eigentlich schon gern."
"Ja. Weil Beziehungen zwischen teilweise Unsichtbaren ein sehr kühner dramaturgischer Entwurf sind, Nicht-Beziehungen zwischen teilweise Unsichtbaren is schon ein bißl sehr weit weg, aber das Nicht-Funktionieren von einer solchen Nicht-Beziehung sollte man nicht überstrapazieren. - Wenn ich was zu deinem Stück beitragen darf, ich mach dir einen Vorschlag; Es gibt einen Satz, mit dem kann man sowas beenden. Der ist zwar furchtbar, also, wenn Sätze Tiere wären, dann wär dieser Satz sicher ein Schleimpilz, aber, wenn wir ihn gemeinsam sagen und diesem Satz das seltene Privileg angedeih werden lassen wirklich ernst gemeint zu sein, kann sich das sicher würdig ausgehen. Aber wir müssen es gemeinsam sagen und wirklich ehrlich meinen."
(So, wie mit Willi gemeinsam)
"Wir können ja Freunde bleiben!"
"Ich spiel in deinem Stück! - Daran muß ich mich, glaub ich, erst einmal gewöhnen."
"Neinnein!, Das ist in Ordnung, du spielst ja auch in meinen Stücken mit, ich mach das schon. Ich muß mich nur......was hat dein Stück eigentlich für einen Titel?"
"Mhm. Und die andere Möglichkeit?"
(Längere Pause, in der Willi seine zweite Wahl für den Titel sagt)
"Ja, da ist weglassen sicher besser."
"Glaub ich auch. So ein griffiger Titel ist gar nicht so leicht, ich kann mich erinnern, daß bei meinem .......Ich glaub, wir werden grad ein bißl privat."
"Du wirst auf eurer Seite der Geschichte wahrscheinlich nicht so viel Erfahrung im Umgang mit Publikum sammeln können, weil das Publikum ist ja unsere Seite; Folgendes: Es ist, glaub ich, auf einer Bühne nicht so gut, wenn man allzu privat wird."
"Ja, ihr seid natürlich alle privat, das macht eine Geschichte auch aus, daß die Figuren darin privat agieren und nicht, wie übermotivierte Schauspielschüler bei der ersten Trockenlesung. - Ich rede jetzt eigentlich auch eher von mir; Ich wär gern nicht so privat, es soll natürlich so ausschaun, als ob, aber richtig privat möchte ich nicht sein. Ich weiß ja auch nicht, wie dein Stück weitergeht, und was für einen Text ich da sagen werde, und ob das alles schon fix ist, oder, ob du da noch was ändern kannst, aber wenn es geht, wär ich gern wie gesagt..."
"Es ist eigentlich auch nicht sosehr wegen dem Dramaturgischen, das wäre in dem Fall nicht soooo wichtig, es ist eher wegen mir. Ich will es für mich nicht, ich will mich nicht so veräußern. Vielleicht bin ich im Grunde meines Herzens auch einfach zu geizig, auf eine gewisse Art, ich hab mir das schon überlegt, Ich will mich einfach nicht (Äh-pff-artig) preisgeben. Naja - Preisgeben - ist ein bißl ein großes Wort, mir ist es einfach persönlich unangenehm,...." (Blick zu Willi, der sich offenbar köstlich amüsiert)
"Ja, das ist lustig, da kann er wieder lachen der Bub! Sag einmal geht dein Programm jetzt so weiter, daß ich mich von einem Wirbel in den nächsten red? Ich bild mir ein, daß ich mit den Figuren in meinen Programmen besser umgeh. (Nett) Aber gut, es ist ja dein Stück."
"Ja? Na, ich laß mich überraschen."
(Blick in Richtung Kellners Abgang)
"Sag einmal, was anderes; Kommt in deinem Programm der Kellner noch einmal vor?"
"Und wann?"
"Das ist aber lang. Und bis dahin?"
"Ja, du. Aber was mach ich? Ich habe eine Gewisse Verantwortung deinem Publikum gegenüber."
"Natürlich ist das dein Publikum; Ich bin nur das Gefäß deiner Inspiration, ich leihe meinen Körper und meine Stimme deinen Ideen. - Das klingt zwar furchtbar theatralisch, aber es ist so: Das ist jetzt dein Publikum. Das in dem anderen Programm ist mein Publikum. (Ich stehe auf und gehe Richtung Bühnenmitte) Du kannst ja in deinem Programm schweigend warten bis der Kellner kommt, - is sicher a Potzn Hetz! - und ich geh solang in mein Programm und...."
"Das hat jetzt nichts mit dem kleinen Finger und der ganzen Hand zu tun, ich laß dich nicht hängen, aber zum schweigend warten brauchst du mich ja nicht."
"Machen wir es so: Du stellst dir einfach vor, daß ich neben dir sitze und mit dir schweigend warte. Ich weiß, daß du das kannst; Da sitzt du, und daneben auf dem Sessel, sitz ich, also, der Sessel ist jetzt vielleicht ein bißl arg konkret, aber vielleicht als Kristallisationspunkt für die Illusion gar nicht so schlecht. Also, ich kann mir das vorstellen; da sitzt du, und daneben sitz ich."
(Prüfender Blick, währenddessen sagt Willi offenbar, daß das Experiment funktioniert, was ich mit einem netten)
"Ja!"
(Quittiere, prüfender Blick wird kurz fortgesetzt, darauf)
"Laß mich übrigens nicht vergessen, daß ich mir den Rasierschaum hinterm Ohr wegwisch."
"Rechts."
"Danke"
"Ich versprech dir, wenn der Kellner wieder da ist, spiel ich in deinem Stück wieder mit. Ehrenwort!"
(Kurzes äh-artiges Innehalten)
"Wieso is der eigentlich so lange weg? - Na, sag mir´s lieber nicht, er wird’s uns sowieso erzählen. Bis später."
(Schritt ins andere Programm, kurze Pause halten)
Ja, an dieser Stelle ist dann so eine kleine Stille. - Das ist, weil sich die Schönheit eines ansatzlos vorgetragenen Schüttelreimes nicht sofort erschließt. Das hat jetzt auch überhaupt nichts mehr mit der Überwindung der Schwerkraft zu tun, Sie sehen ja, ich steh wieder am Boden, das ist also vorbei, und statt einer Überleitung, hab ich mir gedacht, bring ich einen Schüttelreim. - Einfach so. Natürlich war ich nie am Eriesee, schon gar nicht sieben Mal in Serie, ich wollt nur schaun, ob wer draufkommt. Eriesee läßt sich jedenfalls eleganter in einen Schüttelreim einbauen, als Klobeinersee. Dort war ich zwar schon, aber :
Ich lag im Gras und schlief so beinah, Klee-
duft schnuppernd am Klobeinersee.
Geht sich zwar aus, aber es ist ein bißl übers Knie gereimt. Das geht eigentlich nur auf Ansichtskarten aus dem Urlaub, und auch nur unter guten Freunden. Also, wirklich schön sind Schüttelreime eigentlich nicht. Es gibt ja Wissenschafter, die können sich an der Schönheit einer mathematischen Formel berauschen; Da ist dann irgend so ein Geschwür, hinten und vorne jeweils ein Gestrüpp von Zeichen, die wir im Mathematikunterricht als Menetekel unserer lebenslänglichen Dummheit und Ahnungslosigkeit an die Tafel geschrieben bekommen haben, die meisten davon kennt man nicht einmal vom Wegschauen, - zwischen diesen niederträchtigen Geheimzeichesteppenhexen, die so aussehen, als wollten sie noch über die Jahre hinweg nachträglich dem Mathematiklehrer rechtgeben und dem Betrachter vor Augen führen, was für ein unwissender, erbärmlicher Dolm man doch geblieben ist, dazwischen als Krönung der Frechheit, wie z´Fleiß sitzt, wie eine Wespentaillie ein - = - . Und es gibt wissenschafter, die finden so etwas wirklich schön. Ich kann verstehen, daß man zu solchen Formeln ein emotionales Verhältnis aufbaut, ....aber schön? ......Und diese Art von Schönheit haben auch Schüttelreime. - Inhaltlich mysteriös und formal rätselhaft. Eher was für Sammler.
Schon wieder trägt die Schweineglatze
das viel zu enge kleine Schwarze.
Ist formal zwar zu durchschauen, aber inhaltlich ein Kryptologismus. Ähnlich wie:
Es werden schnell die Beine schwer
beim Tanzen mit dem Schweinebär.
Da ist zwar auch eher leicht zum draufkommen, wie das reimtechnisch gebaut ist, aber es braucht dann schon ein bißl Phantasie, damit man sich dazu ein Bild vorstellen kann, und es ist nicht gesagt, daß dieses Bild dann auch wirklich einen Sinn ergibt. - Der Schüttelreim führt in der Literatur völlig zurecht ein Nischendasein, weil:
Im Regal stehn Bücher vom Herrn Wehle, die sie ohn-
ehhin scho kennt, drum schaut sie Television.
Wird zwar literarischen Kriterien gerecht, weil darin über eine Person eine Aussage getroffen wird, und auch die Lesefaulheit anhand der beschriebenen Person in ihren Ursachen untersucht wird, aber als Schüttelreim ist das nur schwer erkennbar. Anders hingegen:
Am Tage, als man bat: Der Fuß
muß dringend aus dem Butterfaß,
sonst staunt man über dieses Futter baß!
An diesem tage fuhr mein Vater Bus.
Das ist unschwer als Schüttelreim erkennbar, sogar als doppelter, das ist die Königsdisziplin, nur ergibt es überhaupt keinen Sinn. Ebenso:
Nicht, weil sie ihn gekränkt haben,
und mit dem Spaten, der dort hängt, graben,
Nein, weil er trocken ist, drum cremt Hagen
den viel zu trocknen Hemdkragen.
Das ergibt endgültig und unwiderruflich keinen Sinn! Daraus ergibt sich dann auch gleich das eigentliche Problem mit Schüttelreimen; - Sie sind irrsinnig schwer unterzubringen. Die Möglichkeiten, Schüttelreime zu erzählen, sind rar. Eine Situation, in der man einen Schüttelreim erzählen kann, ohne unterbrochen zu werden, muß man genauso willkürlich konstruieren, wie die Schüttelreime selbst. Aber wem sag ich das, da waren sie ja gerade dabei. Und das hält dann auch nicht ewig, - da bin ich gerade dabei. Aber, gut, so richtig ewig hält ja kaum etwas. Und selbst wenn, - und das macht die Idee von Ewigkeit so bescheuert, einmal davon abgesehen, daß das Wort - Ewig - einfach bescheuert klingt, wenn man es oft genug laut wiederholt, aber das ist eigentlich bei allen Wörtern so, - Wenn man zum Beispiel das Wort - Kauen - eine Viertelstunde lang laut vor sich hersagt, dauert es ziemlich lange, bis man etwas beißen kann, ohne, daß man das Gefühl hat, etwas ziemlich bescheuertes zu tun. Also, zumindest bei mir war das so. Wenn Sie das auch ausprobieren wollen, sollten Sie das am besten alleine daheim machen; unter Menschen, die in das kleine Experiment nicht eingeweiht sind, führt das leicht zu Mißverständnissen. Auch das war bei mir so. Was nun die Idee von Ewigkeit so absurd erscheinen läßt, ist: Wir haben keine Möglichkeit, sie nachzuprüfen. Logisch, das liegt im Wesen der Ewigkeit, daß es keine Möglichkeit gibt zu sagen: - Stimmt! Ab jetzt ist es ewig! - Da muß jemandem schon sehr fad gewesen sein, wie er auf die Idee gekommen ist, einen Namen für einen Zustand zu erfinden, der darin besteht, daß er einfach nicht nachweisbar ist.. - Interessant! - Find ich. Aber ich finde vieles interessant, war im Prioritätenkatalog meiner Mitmenschen mit einem eher unbestimmten - mpf. - zu Buche schlägt. Ich trau mir zu, daß ich, wenn´s das nicht schon gäbe, daß ich die Ewigkeit erfunden hätte. Wenn einem lang genug fad genug ist, kommt man auf sowas. Ich hatte in letzter Zeit einige ereignisreiche Wochen und mir war dementsprechend nicht fad genug, folgendes Gedanken weiter zu verfolgen, ich bin damit also noch zu keinem schlüssigen Ergebnis gelangt, aber eine Überlegung, die sich mir in einer ereignislosen Zeit aufgedrängt hat, - statt Nasenbohren, also, Nasenbohren ist absolut in Ordnung, das ist eine durchaus brauchbare Möglichkeit, mit Langeweile umzugehen; - Ich hab das selbst jahrelang gemacht und bin auch sehr weit gekommen dabei; Ich war zweitbester im Verein, also, es war nicht wirklich ein Verein, es war eher eine Desinteressensgemeinschaft, ich war damals mit vier anderen Verkäufer von Briefbeschwerern aus Ultra-light-Werkstoffen, (Balljunge in einem Schachklub - Irgend ein EU Förderprogramm) und da wird einem recht bald die Zeit lang, und mit Nasenbohren kommt man da ganz gut durch die Langeweile. Wir haben das natürlich nicht wettkampfmäßig betrieben, aber man stellt doch irgendwann irgendwie Vergleiche an, und ich war der zweitbeste, der beste hat sich einen Hirnschaden zugezogen, weil er sich mit dem Zeigefinger den Hypothalamus durchstoßen hat. Dieses tragische Schicksal vor Augen - ich vermute, der steht immer noch dort - habe ich beschlossen, daß ich mich mit dem Titel eines Vizemeisters im Nasenbohren zufriedengebe, und seither, wenn mich große Langeweile umsumpft, werfe ich mich abseitigen Überlegungen anheim. So zum Beispiel eben folgender, wie gesagt, mangels Muße noch zu keinem Ergebnis gelangter Überlegung: Wenn der Weg das Ziel ist, - eine popularphilosophische Binsenweisheit aus der Stammbuchspruchkategorie - aber sagen wir: Der Weg ist das Ziel. - Dann müßte es ja genügen, daß man stehenbleibt, um zumindest unterwegs zu sein. Es wäre schmeichelhaft für mich, wenn Sie sich das jetzt nicht zu Ende durchdenken wollen, das sieht zwar sicher besser aus als Nasenbohren, aber möglicherweise wirkt es doch wie Langeweile. Ich habe mir auch überlegt, was passiert auf der anderen Seite einer Geschichte, in der Zeit, in der wir gerade etwas anderes von der Geschichte sehen? Wir sehen von einer Geschichte ja immer nur den einen Ausschnitt, den wir eben gerade sehen, aber einen Tag vorher oder Zwei Gassen weiter passiert doch wahrscheinlich auch etwas. Also, bei einer guten Geschichte passiert dort sicher was, nur sehen wir es eben nicht. Wir sehen von einer Geschichte ja immer nur den Augenblick und den Ort, den wir eben sehen. Ich nehme an die Figuren leben ihr ganz normales Leben, und wenn das Fenster, durch das wir in die Geschichte schauen, bei ihnen vorbeikommt, dann sehen wir sie, und wenn grad nicht, dann halt nicht. Mich interessiert auch: Was machen die Figuren, wenn die Geschichte zu Ende ist? Bei Romeo und Julia ist das klar, aber was machen die Überlebenden? Es gibt doch in fast Jeder Geschichte Überlebende. Wenn die Geschichte großen Publikumszuspruch hat, gibt es einen zweiten Teil, was ganz bizarre Ausformungen haben kann. - Die Unendliche Geschichte-Teil Zwei! - Da war auch sicher irgend jemandem sehr fad! Aber das sind eher Extrembeispiele, aber so eine ganz normale Geschichte, die ist ja irgendwann einmal fertig. Was machen die Figuren dann? Führen die ein ganz normales, eben nicht weiter erwähnenswertes Leben? Ich vermute schon, sonst gäb´s ja einen Teil Zwei. Und - auch interessant - Was machen die Figuren wenn eine Geschichte nicht fertig ist? Aus irgendwelchen Gründen ist die Geschichte nie fertig geworden, was machen die Figuren dieser Geschichte? Nehmen die das Ruder in die Hand und führen die Geschichte nach eigenem Gutdünken weiter? Würd mich wirklich interessieren. - Oder! Was mich auch sehr interessiert: Kann man Zeit dehnen? Bewußt! - Man nimmt eine gebräuchliche Zeitspanne, davon gibt´s ja massenhaft, zum Beispiel: Ein Glas fällt vom Tisch zu Boden. Da weiß man wie lange sowas dauert, das dauert je nach Höhe des Tisches ungefähr eine halbe Sekunde. Kann man diese halbe Sekunde bis zum Aufschlag auf den Boden durch Geisteskraft dehnen? Auf eine Minute zum Beispiel? Oder länger? Ein Glas steht auf dem Küchentisch, man gibt dem Glas einen kleinen Stoß, und es beginnt zu fallen. In dem Moment, in dem das Glas über die Kante rutscht und sich auf den Weg macht mit ungefähr 9,81 Metern pro Sekundenquadrat, das sind also keine rechteckigen Sekunden mit gleicher Kantenlänge, sondern das heiß: Pro Sekunde wird dieses Glas um 9,81 Metern in der Sekunde schneller, das ist die Erdbeschleunigung, da sind hinten sicher noch ein paar Dezimalstellen dran, aber die interessieren uns jetzt nicht, in diesem Moment ist das Glas auf dem Weg zu einem eher nicht sehr ruhmreichen Ende auf dem abschüssigen Felde menschlichen Forscherdranges. Wird es gelingen, den Sturz dieses Glases wider die Naturgesetze zu verlängern? Kann das jähe Ende dieses sich bereits von der Tischkante gelöst habenden Glases hinausgezögert werden? Immerhin, es ist das Glas, aus dem man beim letzten Fest - ist eigentlich auch schon wieder lange her, naja, man soll die Gäste feuern, wenn sie lallen, wahrscheinlich ist es deswegen auch so lange her, - aus diesem Glas jedenfalls habe ich mit dem - jössas, genau! Na, schrecklich! Das war eigentlich sogar noch vor dem Fest, - da haben wir uns, - was war das? Das hat der aus dem Urlaub mitgebracht. Das war irgend so ein exotischer Likör; aber nicht süß, gar nicht süß, - das hat geschmeckt, wie eine Mischung aus nasser Hund und saures Aufstoßen nach dem Heringsschmaus. Und wir haben nicht Bruderschaft getrunken, und wir haben dann beide das ganze Fest über kaum etwas geredet, weil wir so gestunken haben. Und irgendwer hat dann gefragt, ob der Hund von der Erika beim Zahnarzt war. - Ich habe aber zwei von diesen Gläsern gehabt. Das andere ist mir aber ...vor dem Fest zerbrochen, das ist mir im Badezimmer umgefallen. - Auch blöd, für was braucht man im Badezimmer ein Glas, da kann man ja von der Pippm trinken. - Hab ich mich geärgert damals, weil es eigentlich ein recht schönes Glas war. Die hab ich in Venedig gekauft. Aber nicht, weil sie so schön waren, sondern als Opfer, das ist lange her. Damals hat es nur Schallplatten und keine CDs gegeben, und ich hab mir in Venedig vom Joe Cocker die Sheffield Steel gekauft und habe befürchtet, daß die Schallplatte auf der Rückreise womöglich brechen könnte, und esoterisch nicht einmal halbgebildet, aber sehr aufgeschlossen, - ich war früher eigentlich überhaupt mehr aufgeschlossen, - hab ich dann diese zwei Gläser gekauft, damit, wenn es sein soll, daß etwas zerbricht eines oder beide Gläser brechen. - Nicht irrsinnig schön, aber doch so, daß man sagen kann: Schad, daß hin sind! Und ich hab mir gedacht, das Schicksal wird mein kleines Opfer annehmen, und die Schallplatte verschonen, und, weil ja irgend etwas zerbrechen muß auf so einem Transport, die Gläser zerdepschen. - Die Platte hab ich immer noch, die Gläser haben dann sogar noch zwei Umzüge überlebt, aber wie ich in Wien aus dem Zug ausgestiegen bin, hab ich mir die Sonnenbrille zerbrochen; die war aber Gottseidank nicht schön. - Seither fühle ich mich vom Schicksal irgendwie ein kleines bißchen bevorzugt. Und jetzt fällt dieses Glas, das letzte seiner Art, - also, ich glaub nicht, daß ich das Geschäft in Venedig wiederfinden würde, und selbst wenn, glaub ich nicht, daß es genau diese Art von Gläsern noch gibt, - dieses Glas fällt jetzt menschlicher Neugier zum Opfer Richtung Küchenboden, weil ich wissen will, ob man eine halbe Sekunde freien Fall mit der Kraft menschliches Geistes verlängern kann. - Man kann. Ich hab das Glas aufgefangen, und es steht noch immer in der Kredenz.
War ich früher wirklich aufgeschlossener? Naja, ich hab weniger gewußt, und ich hab mich mehr getraut;
Nütze die Jahre, lerne und spare!
Man lernt so, mit den Jahren, sich das Schlimmste zu ersparen.
Ich würd mich ja manchmal gern wiedersehen, so fünfzehn oder zwanzig Jahre jünger; Ob ich mir sympathisch wäre; jemand der in Venedig zwei Gläser kauft, um eine Schallplatte vor dem Schicksal zu schützen. - Würde ich zum Beispiel das, was ich jetzt mache mit mir als gleichberechtigten Juniorpartner auch machen? Der jüngere von mir beiden würde das sicher machen; - Kloa, mitanaunda, is leiwaund! - Aber ich , - jetzt - würde ich das mit meinem jünger Ego gemeinsam machen wollen? Oder würde ich darauf beharren, daß in einem Soloprogramm nur für einen Platz ist, -Was in dem Fall natürlich nur schwer durchzuargumentieren wäre, weil er ja ich ist, also bin,........Würde ich die Kraft neben mir aushalten? - Man hat ja so viel Kraft als junger! Würde ich die Kraft neben mir haben wollen, wenn ich genau weiß wo die herkommt und leider nicht mehr weiß, wo die hingegangen ist? Immerhin, ich habe nicht, - Es gibt ja bei Männern zwischen 25 und 35 eine Körperform, die kann man als - Verheiratet - bezeichnen. Das ist so von unter der Nase weg robbenartig. Aber das ist junges Fett, das erkennt man, das passiert innerhalb von zwei Jahren, da gehen die auf, wie eine Rettungsinsel. Ich vermute dahinter zwei Ursachen; Erstens: Wer läuft schon einer Straßenbahn nach, in der er schon Sitzt? - Und auf der anderen Seite: Jetzt bist du bei mir, und für die anderen brauchst du nicht schön sein! Diese Körperform habe ich Gottseidank noch nicht. Das wäre mir vor fünfzehn Jahren wurscht, das wäre mir in dem Alter gar nicht aufgefallen. Gut, in dem Alter kann einem die Figur sowieso wurscht sein, weil da rutscht durch einen einfach alles durch und der Körper behält sich nur das Notwendigste, aber in menem Alter hab ich bei jedem Ripperl Schokolade den Eindruck, es verläßt die Speiseröhre bereits im Hals und wandert ab da direkt unter der Haut weiter mit einem Meldezettel in der Hand, wo draufsteht - Hüftregion, unbefristete Aufenthaltsgenehmigung! - . In dem Alter hätte ich auch keine böswilligen Vermutungen angestellt, wie manche Männer zu ihrer Körperform kommen. - Ein Programm mit mir gemeinsam als junger müßte eine andere Art von Humor haben. Wer weiß, vielleicht wäre ich mir sogar sympathisch. Das ist natürlich jetzt sehr hypothetisch, aber vielleicht würde ich sogar ein Programm mit mir gemeinsam spielen. - Also, dieses hier nicht, weil das ist, wie es ist, aber in einem anderen Programm, irgendwie, könnt ich mir das schon vorstellen.
(Gefaßt) Gut. - Das Nichts in der Anschauung verschiedener philosophischer Schulen! Also, die verschiedenen philosophischen Schulen laß ich jetzt aus, es gibt sie zwar, die verschiedenen Denkstile und Weltbetrachtungstraditionen, die einen sagen es ist so, die anderen sagen es ist so, wieder andere sagen, es ist schon, aber ähnlich, und dann gibt es welche, die sagen, es ist ganz anders. Erstens kenn ich mich damit nicht wirklich aus, weil alle sagen sie haben recht, und die anderen sind eigentlich ein Haufen ziemlicher Ignoranten, und Zweitens: Solange man sich Über etwas - und sogar unterschiedliche - Gedanken machen kann, ist dieses etwas ja schon was, zwar nur eine Idee, aber nicht wirklich nichts; Was verschiedene philosophische Schulen also über das Nichts zu sagen haben, ist geschwätzig und unseriös und weit am Thema vorbei! Das Nichts entzieht sich der Betrachtung, weil es einfach nicht existiert! - Und auch diese Aussage über das Nichts ist im Grunde unzulässig, weil das eine Aussage ist, über etwas, worüber man eben keine Aussagen machen kann. Ja!! (Eher im Plauderton) Das ist übrigens auch so ein Gedankenexperiment, auf das ich durch Langeweile gekommen bin. Da war ich grad ein bißl neidisch auf den, dem das mit der Ewigkeit eingefallen ist, und ich hab auch nicht viel zu tun gehabt, ich hab damals die Kassa gemacht und das Pausenbuffet betreut, beim Tanztheater Emilio Hornbostl, am Spielplan war - Der Getanzte Bilderwitz; Mit Dem Aug Auf Die Geballte Faust!, Eine Zweiminutenperformance für fünf Finger und ein Hämatom - . Und da hat man als Buffetkraft viel Zeit, weil der Emilio wollte vor der Vorstellung und in der Pause nichts trinken, ganz Profi, und nach der Vorstellung ist er gleich mit dem Notarzt weg, ......Sonst....warn nur der Beleuchter und ich und wir haben beide nichts getrunken, er, weil sowieso nichts mehr hineingepaßt hat, und extra wegen mir wollt ich dann auch keine Abrechnung schreiben. Und da hab ich viel Zeit gehabt und da bin ich auf das Nichts gekommen. - Der Emilio ist jetzt übrigens Masseur auf einer biologischen Geflügelfarm. Das ist dort so streng biologisch, daß die Truthähne mit der Hand erwürgt werden. Das macht aber nicht der Emilio, das macht der Beleuchter, der Emilio hat den mitgenommen, der hat so eine soziale Ader. In das Theater ist dann eine Trafik reingekommen. Angeblich, aber ich glaub, das ist ein Gerücht, angeblich hat der Emilio eine Auftragschoreographie gemacht, und zwar diese Notausstiegs,- Schwimmwesten,- und Atemmaskenpantomime von den Stewardessen bei der Lauda-Air. Kann ich aber nicht bestätigen, ich hab seinen Stil jedenfalls nicht wiedererkannt. Der Emilio hat sehr viel mit Symbolen gearbeitet; er hat zum Beispiel bei - Mit Dem Aug Auf Die Geballte Faust - nach der Pause zwar die Hand, aber nicht das Auge gewechselt; Um zu symbolisieren, daß ein Machtwechsel an der hierarchischen Spitze eines Systems für die Basis dieses Systems nicht notwendigerweise relevant ist.- Manchmal, hat er mir einmal erzählt, manchmal tut es ihm leid, daß er sein Soziologiestudium abgebrochen hat, aber er wollte halt was Radikales machen. Irgendwie hat er immer ganz gerne mit mir gesprochen, nie sehr lange, vier oder fünf Sätze, aber irgendwie hat er eine gewisse art von Vertrauen zu mir gefaßt. Manchmalschreibt er mir, - ganz eigenartig! Das sind nicht wirklich Briefe, das liest sich wie Tagebucheintragungen als Einkaufsliste, - aber immer irgendwie höflich. Das beginnt immer mit - Werter Freund, - seit er gehört hat, daß ich selbst spiele, schreibt er: - Werter Freund und nunmehriger Kollege, keine Verpflichtung zu antworten! - Ich hab ihm einmal erzählt, daß ich es hasse, Briefe zu schreiben, ich weiß nicht, mir verdorrt der Finger, wenn ich einen Brief schreiben soll. - Keine Verpflichtung zu antworten, ich möchte dich nur folgendes wissen lassen. - Und dann schreibt er in sehr knappen Sätzen, was für Projekte er entworfen hat, und wie weit die gediehen sind, und warum aus den vorigen nichts geworden ist. Jetzt ist er gerade in Verhandlung mit einem Tanzfestival, er hat ein Konzept für eine Nachtvorstellung: - Der Gestorbene Schwan; - Acht Stunden Ohne Bewegung - . Vielleicht sollte ich ihm doch einmal schreiben. Ich bin zwar kein Choreograph und ich red wirklich nicht gern wem was drein, schon gar nicht, wenn jemand so tapfer und romantisch ist, wie der Emilio Hornbostl, aber zum Beispiel der - Zyklus Dislozie - , da hätte er mit einer Person seines Vertrauens darüber reden sollen, bevor er das einreicht. Beim - Zyklus Dislozie - geht es um eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Heimatbegriff; An fünf aufeinanderfolgenden Abenden sitzt, in diesem Konzept, das Publikum in einem Theater, und er ,Emilio, tanzt in einem anderen Theater, wo gerade spielfrei ist. Ich weiß, er hätte dort auch getanzt, weil er seine Kunst ernst nimmt, aber wenn der Festivalleiter in die Seitenblicke kommen will, ist das nicht das Projekt der Wahl. Vielleicht liegt es wirklich daran, daß ich nicht mehr so aufgeschlossen bin wie früher, vielleicht hätte ich es vor fünfzehn Jahren für eine tolle Idee gehalten, einen Abend lang für das Publikum unsichtbar zu sein. Einem Künstler wie dem Emilio Hornbostl würde es wahrscheinlich nicht viel weiterhelfen, wenn wir über den Heimatbegriff diskutieren, und ich sag ihm: - Heimat ist der Platz, an dem man die Augschittn am geschwindesten erkennt - . keine pathologischen Fälle, wenn jemand parkende Autos anbellt und behauptet, sein größter Fehler war es, sich auf die Schlacht von Waterloo überhaupt einzulassen, dann ist klar, wie es um den bestellt ist, da muß ich nicht von dort sein, daß ich da draufkomm. Aber die so mit einem Fuß nicht ganz bei uns sind. - Einen Hannoveraner Bezirksdolm, da werde ich wahrscheinlich zweimal hinschauen müssen, bis ich draufkomm: - Aha! Da hat´s was! - Einen Norwegischen Schoitl Werde ich wahrscheinlich Überhaupt nicht erkennen, aber wenn die Stimme der Heimat (Mit zurückgefallenem Unterkiefer - Vokallos) - Hähä! - sagt, da weiß ich gleich: - U! Seawas! - Heimat ist natürlich auch der Platz, mit dem man sich versöhnen kann. Aber das trenzt einbißl. - Dafür läßt es sich wahrscheinlich besser tanzen. Ich glaube, ich sollte den Emilio wirklich einmal treffen. Zumindest einen Brief schulde ich ihm. - (Während des Briefentwurfes gehe ich von einem dementsprechenden hauchzarten Lichtwechsel begleitet ins andere Programm und ende hinter dem Sessel stehend) "Werter Freund und Kollege"- wird ich schreiben -"mit Interesse verfolge ich dein künstlerisches ....... Wollen," - muß man eigentlich sagen, weil Schaffen ist es ja keines. -"Die Konsequenz, die deinen Projekten innewohnt, nötigt mir ehrlichen Respekt ab."- Wirklich manchmal wird so ein Projekt dann ja auch wirklich fast was, - Wachs in meinen Händen! - war zum Beispiel eine sehr schöne Idee; er hält in seinen Händen zwei handvoll Erde, in der ein Samenkorn ist, bis daraus ein Getreidehalm wächst. Er hat sich dafür vier Wochen frei genommen auf der Geflügelfarm, aber der besagte Beleuchter, der ihn in dieser Zeit mit Essen hätte versorgen sollen, hat gerade eine besonders labile Phase gehabt und ist mit irgendeiner Sekte für zwei Monate in die Rätischen Alpen verschwunden. Von wem andern wollte sich der Emilio nicht füttern lassen, weil das Projekt eben so und nicht anders entworfen worden ist, ........... " ..... nötigt mir ehrlichen Respekt ab. Wenn es deine Zeit erlaubt, würde ich sehr gerne mit die über deine und auch meine Projekte sprechen. Ich habe eine Idee für ein Programm, in dem ich mir selbst fünfzehn Jahre jünger begegne. Über die genaue Form und inhaltliche Details kann ich noch nichts sagen, aber, wenn du diese Idee auch für weiter verfolgenswert hältst, würde mich das sehr bestärken. In Hoffnung auf ein baldiges Treffen verbleibe ich dein Freund und Kollege."
(Kleine Pause, - Blich zu Willi)
"Dürfma schon reden?"
(Ich reagiere auf Willis offenbares Verneinen mit einer freundlichen - Aha. - Geste, schaue in Richtung Garderobe nach dem Kellner, der auch sofort einigermaßen abgehetzt ankommt.)
Kellner: "Na, des is aTog Heite! Miaßts entschuidign, daß so laung dauert hot, oba es is wia vahext! Wißts ihr, wos mir passiert is?"
Ich: "Nein, vielleicht weiß er ....(Deute auf Willi)"
Kellner (Geht darauf nicht ein): "Oisi, i wü ma ollas herrichten, Mis au Place, net, I maan, i bin ka gleanda Kööna, oba, wos a Oabeitsvuabereitung is, waß i scho. Guat, i kum hinta de Bar, do kaunnst jo eigentlich nur mit Gummistiefen hintare, wäu, waunn da Kollege Frühschicht g´hobt hot, schauts do hintn aus, wia waunns des Schlammringen oxogt hättn, wäu´s eana zreckig woa. I waß jo net, wos dea vakauft am Vuamittog, bei dem,wos dea vaschitt, miassata jo nu wos mit bringan, damit am Naumittog nu wos do is. Na, guat, des bin i jo scho gwohnt. I wü ma de Eiswiafen herrichtn, aus da Maschin auffe auf de Bar in a klans Küberl, schaut jo nix gleich, wunn da Kööna bei jedn Getränk wegn zwaa Eiswiaferln hinta da Bar vaschwint, wia im Proda bei ana Schiaßpudl. - San kaane Eiswiafarln do! I schau noch, ob de Maschin hi is, - nix, de funktioniert. Schau i am Staund noch, wos ea vakauft hot heite, ocht Kaffe, drei Bier und zwa Cola! Denk i ma, wos hot dea gmocht mit so vü Eiswiafen? - Holiday on Ice fia Fußgänger? Denk i ma, guat, muaßt hoit in a Nochbalokal gehh und Eiswiafen schnorrn. Mia is jo sowos peinlich, wäu waun dort ana is, so wia i, daun waß i jo genau, wos si dea denkt: (Nachäffend)- Na, seawas Gschäft, jetzt kummta, wieder nix vuabereitet! Oda es is eam scho wieda wos hi gwuadn, schaut hoit net auf sei Lokal! - Guat, geh i ume ins Hebenstreit, do waß i zwoa gaunz genau, wos si da "Ober Franz", - dea is gaunz stoiz, daß er der "Ober Franz" is, i waß jo net, auf wos dea stoiz is, daß ea Franz haßt, hota si net ausgsuacht, und daß ea Ober is, scho goa net, wäu waun ana bei drei Schauspielschuin aussefliagt, wäu ea sein Sprochföhla net aubrigt, - wirklich, der schwingt a "L", des trifft di wia a nosse Tuchent, - waun dea im Dienst is, gibt´s nie wos mit "L" ois Tagesempfehlung, kloa waunn mia ana "Tortellini"empfüht, bestöh i ma a liawa a Blunzn. Kaun ma kana dazöhn, daß nie wos aundas weadn hätt woin ois Köna. Da "Ober Franz", waß i jo genau, wos si dea von mia denkt, nua, wäu i eam amoi net aushöfm hob kennan min Klagöd, oba, do hob i söba kans ghobt, sowos is fuachtboa, nua Papiergöd und zwa Fünfa und drei anzlne Schülling zum Aussegebm im Börserl, waun do a Gost bei 199.- dia zwaa Hundata gibt und sogt (Herablassend nachäffend): "Stimmt so!" muaßt jo wirklich no : "Daunksche!" sogn, und net: "Waßt wos, do drübm is a Telephon, nimm den Schülling, ruaf mi au und sog: Danke! Oiso guat, i geh zum Hebenstreit, denk ma, des wird jetzt peinlich!, haum de zua! - Wegen Renovierung geschlossen! I denk ma net. "Es is eh Zeit gwuadn!", sondan geh weiter Richtung Presto, des is zwoa a bißl a Weg, oba wos sei muaß, muaß sei!, Duat oaweit de Tamara, de gfreit si waun ma si sengan, oba heite deaf i net trotschn, wäu i hob jo Gäst, de woatn!"
Ich: "Mhm!"
Kellner (Bestätigend, sonst jedoch ungebremst): "Net? Stö da vua, haum de a neiches Lokal aufgmocht, zwischen dem Hebenstreit und der Änderungsschneiderei. Steh i vua dem Lokal, übaleg ma, pb i do jetzt einegeh soi, wäu des a ka Einstaund auf Nochbaschoft (Gespielt): Seawas, i bin da Köna von danebm, und i brauch jetzt Eiswiafen von dia! - Übrigens, wißts ihr, wia des Lokal haßt?"
Ich (Kleine Geste des Nichtwissens-aber-vielleicht-der-Willi ......)
Kellner (Davon unberührt): "Galaxy!"
(Offenbar fragt Willi, was an dem Namen auszusetzen sei)
Kellner: "Najo, - Galaxy! - i man, sei ma net bes, des is Ochzgajoah, wia kaun ma heite a Lokal - Galaxy - nennan? Na, guat, denk i ma, gehst hoit eine, mochst ascheens Xicht und frogst um Eiswiafen. - Des Lokal innen a gaunz auf Ochzgajoah, de Könnarin hot sogoa Schuitapoista ghobt, und gspüt haums grod a oide Plottn vom Joe Cocker, - oba a richtige Schoiplottn, mit an Plottnspüla! - Mia gfoin de oidn Cockerplottn jo, oba i bin ma vukumman, wia auf ana Zeitreise. De Claudia woa daun sehr liab und xogt, si tät ma Eiswiafen gebm, oba si hot leida söba kane, mia haum daun nu abißl trotscht, wäu des gheat si afoch, daß ma si bei neiche Nochban vuastöt, und wia i geh wü, kummt grod da Roman bei da Tia eine, mei Kollege von da Frühschicht, hob i eam gfrogt, wos mit unsare Eiswiafen passiert is, sogta, er is heite auf zwa Eiswiafen ausgrutscht, drum hotas wegghaut. Na mi hest seng soin! - "Heast!", hob i xogt, weida bin i net kumman, wäu er hot mi afoch stehlossn und hot si zu an Tisch xezt und wos bestöt. I bin daun gaungan, wäu alanich stö i mi a net hea und faung ins Streitn au."
Ich: "Tschuldigung, ganz kurz," (Schritt zu Willi) "Dauert das noch lang?"
"Na, weil ich einen Durst hab."
(Offenbar sagt Willi, daß die Erzählung gleich aus ist)
Ich (Ein bißchen erleichtert zu Kellner): "Bitte, wie geht’s weiter?"
Kellner: "I bin daun ins Presto gaungan, durt hob i die Eiswiafen griagt, die Tamara hot goabeit, und woa a bißl eigschnoppt, wäu i ka Zeit ghobt hob, und hot ma dazöht, daß´s scho wiedea so gstrittn haum, und, daß sa si oba wieder vasöhnt haum, und, daß er jetzt eizogn is. Und daun is ma scho spät gwuan, und zruck bin i grennt, und wia i do unt ums Eck kumm, min Eiswiafeküberl in da Haund, foit ma ans ausse, i steig drauf, rutsch aus, foit ma da kibe aus da Haund, ....... Woit´s es vielleicht wos ohne Eis?"
Ich (Blicke zu Willi, dann zu Kellner): "Zwei Cola.,bitte!"
Ich (Setze mich neben Willi): "Müssen wir jetzt wieder schweigend warten, bis der Kellner wiederkommt?"
"Aso? Und wieso kommt der Nicht mehr? Was ist jetzt aus?, Das Cola?"
"Mhm. Ja. Das andere Programm muß jetzt auch irgendwann aus sein, ich schau da kurz rüber und bin gleich wieder da, weil über den Schluß, glaub ich sollten wir noch reden."
(Ich stehe auf und gehe ins andere Programm, wenn ich über der Bühnenmitte bin, harter Lichtwechsel)
......Bestreben, dem Schüttelreim ein bißchen Würde zukommen zu lassen, möchte ich noch folgendes geschüttelreimtes Poem an die Hinterkante des Abends stellen:
Ich stehe an dem Abgrund,
an dem ich selber grab, und
denk, mir wird das Herze schwer,
wo kommt denn diese Schwärze her?
Ich glaube, Gott lieh wieder nicht
die Sonne her,
Zum Hohne sehr!
Nie wieder Licht!
(Blackout auf dieser Bühnenseite. - Vermutlich eine gewisse Herausforderung an das Lichtdesign, aber dramaturgisch unabdingbar)
(Ich gehe zurück ins andere Programm, dementsprechend Lichtwechsel)
Ich (Zu Willi): "Wegen dem Schluß,....da sollte noch irgend etwas passieren, einfach kommentarlos aufhören ist, glaub ich nicht so gut, und ich glaube, es sollte (Währenddessen steht Willi offenbar auf) vielleicht, ich mein, es ist dein Programm, aber, eine kleine überraschende Wendung, vielleicht, .......weißt du, was ich mein?"
Willi (Diesmal sichtbar, zu mir): "I glaub, i waß wost manst.(Ins Publikum) Es is jetzt aus."
(Blackout)